Benoît Jacquot
Geboren am 05.02.1947 in Frankreich
Französischer Regisseur und Drehbuchautor, dessen Schaffen rund 30 Spielfilme, Fernsehfilme, Theaterverfilmungen, eine Opernverfilmung, Kurzfilme und Dokumentarfilme umfasst. Benoît Jacquot ist Autorenfilmer, der ständig andere Wege geht und sein Hauptthema, die Magie, Verrücktheit und Unmöglichkeit von Liebesbeziehungen, in immer wieder neuen Variationen durchspielt. Jacquot hat mit Catherine Deneuve, Virginie Ledoyen, Isabelle Adjani, Sandrine Kiberlain, Judith Godrèche, Dominique Sanda, Isabelle Huppert und in mehreren Filmen mit Isild Le Besco gearbeitet, die seine Muse wurde. Ihrem Gesicht ist "A tout de suite" (2004), ein mit Handkamera aufgenommener Schwarzweißfilm um die Kunststudentin Lili und ihr Leben, zugleich eine Hommage an die Filme der Nouvelle Vague.
Benoît Jacquot wurde 1947 in Paris geboren und fand schnell zum Film, war in den 60er Jahren Regieassistent von Bernard Borderies fünf "Angélique"-Filmen mit Michèle Mercier. Er drehte für das Fernsehen Dokumentationen über und mit Jacques Lacan, Merce Cunningham, Robert Motherwell u.a. und debütierte nach einer Regieassistenz bei Marguerite Duras ("India Song") 1975 als Regisseur mit der Dostojewskij-Adaption "L'assassin musicien". Bereits seinem zweiten Spielfilm "Die verschworenen Kinder" (1976, mit Brigitte Fossey) bescheinigt man formale Vollkommenheit. Jacquot adaptierte Henry James ("Die Flügel der Taube"), Franz Kafka (TV, "Une ville aux environs de New York"), Jorge Luis Borges ("Emma Zunz", 1992, mit Judith Godrèche), Adolphe Constant ("Benjamin", mit Isabelle Adjani), mehrfach Marivaux, so 1996 mit "La vie de Marianne" (TV-Zweiteiler, mit Virginie Ledoyen) und 1999 mit "La fausse suivante" (mit Isild Le Besco und Sandrine Kiberlain) und versuchte sich 2001 an der Opernverfilmung von Giacomo Puccinis "Tosca" mit Angela Gheorghiu und Ruggero Raimondi.
Den Adaptionen stehen sehr persönliche Arbeiten gegenüber, die Frauen zwischen Lebenskrisen und amour fou, zwischen Selbstbewahrung und Verlusten zeigen. Jacquot verfolgt Judith Godrèche als "Die Entzauberte" (1990), Virginie Ledoyen als Hotelangestellte einen entscheidenden Arbeitstag lang ("La fille seule", 1996), begleitet Sandrine Kiberlain im Hypnosezustand ("Der siebte Himmel") und sieht, wie sich Isabelle Huppert in einen jüngeren Stricher verliebt und ihre Überlegenheit verliert ("Schule des Begehrens"). Modernen Gefühlswirren steht mit dem brillanten "Sade" (2000) eine kristallklare Analyse des dunklen Marquis (Daniel Auteuil) gegenüber, der nicht als dumpfer Wüstling, sondern als Frauenfreund und erschöpfter Provokateur gezeigt wird. Und Catherine Deneuve wird als "Princesse Marie - Marie und Freud" (TV, 2004) vom Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud (Heinz Bennent), von ihren sexuellen Traumata geheilt, wird selbst Analytikerin und verfasst ein aufschlussreiches Buch.
In "Sade" war Jacquot auf die damals 22jährige Isild Le Besco gestoßen, die eine von Sade verführte 16jährige spielt. Ihr nicht schönes, aber aufregend interessantes Gesicht lässt ihn nicht mehr los, sie wird seine Muse, es entstehen "A tout de suite" und 2006 "L'Intouchable", wo sie als Bürgertochter aus ihrem Leben ausbricht und dem Geliebten ins wilde freie Leben folgt.
Benoît Jacquot war Mitglied der Jury in Cannes 2005.